Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 19.03.1997 / Ausland

Kabila ruft Waffenruhe aus

Rebellenchef warnt Frankreich vor Unterstützung eines Putsches in Zaire

Der zairische Rebellenchef Laurent-Désiré Kabila hat am Dienstag einen siebentägigen Waffenstillstand in der Region um Kisangani ausgerufen. Zugleich warnte er Frankreich mit scharfen Worten vor einer Militärintervention zugunsten der Führung in Kinshasa. Die »einseitige und zeitlich begrenzte« Feuerpause im Umkreis von 20 Kilometern um Kisangani soll die Rückkehr der geflohenen Bevölkerung und die Arbeit der Hilfsorganisationen ermöglichen, sagte Kabila bei einem öffentlichen Auftritt in Goma in Ost-Zaire. Frankreich warf er vor, einen Militärputsch zu befürworten, um »Mobutu durch Mobutisten zu ersetzen«.

Kabila betonte vor 10 000 Zuhörern in Goma, der Waffenstillstand gelte ausschließlich für Kisangani. Seine Tutsi-Rebellen waren am Wochenende in die Stadt eingerückt, die zuvor der Hauptstützpunkt der zairischen Regierungstruppen in Ost-Zaire war. Der UN- Sicherheitsrat hatte die Bürgerkriegsgegner am Montag aufgefordert, die humanitäre Versorgung von Hunderttausenden Flüchtlingen im Osten des Landes zu ermöglichen. Der Vormarsch in den Provinzen Shaba und Kasai gehe weiter, sagte der Rebellenchef.

Die Lage in der zairischen Hauptstadt Kinshasa blieb am Dienstag unübersichtlich. Am Flughafen warteten noch in der Nacht zahlreiche Mitglieder der Elite des Landes auf Flüge nach Europa. Ärmere Einwohner flohen mit Booten aus der Stadt. Ministerpräsident Leon Kengo wa Dondo plante eine Reise nach Kenia, um mit ausländischen Diplomaten über die Situation in Zaire zu beraten. Aus Regierungskreisen hieß es, das Militär könne Kengo, den sie für Mißerfolge im Kampf gegen die Rebellen im Osten des Landes verantwortlich machten, am Verlassen des Landes hindern.

Der zairische Staatschef Mobutu Sese Seko hielt sich auch am Dienstag in dem monegassischen Krankenhaus auf, in das er am Sonntag eingeliefert worden war. Aus seiner Umgebung verlautete, der Präsident müsse sich im Zusammenhang mit seiner Krebsoperation im vergangenen Sommer weiteren Untersuchungen unterziehen. Bestritten wurden Gerüchte, seine Gesundheitszustand habe sich rapide verschlechtert. Der Sohn des zairischen Staatschefs, Mobutu N'Zanga, hatte am Montag die Absicht seines Vaters bekräftigt, nach Zaire zurückzukehren. Einen Termin nannte er nicht.

Der Weltsicherheitsrat forderte am Montag alle Kriegsparteien in Zaire auf, humanitären Organisationen die ungehinderte Versorgung der ruandischen Flüchtlinge zu gewähren. Die USA riefen die Nachbarstaaten Uganda, Ruanda und Burundi am Montag auf, die Rebellen nicht mehr militärisch zu unterstützen.

(AFP/AP/jW)